Die Stadtkirche St Marien ist heute die älteste erhaltene Kirche in Weißenfels. Sie steht direkt am Marktplatz. Ihre Baugeschichte erstreckt sich über mehrere Jahrhunderte. Die ältesten Fundamente gehen auf einen Bau zurück, der laut einer Bauinschrift im Jahr 1303 geweiht wurde. Die heute sichtbaren Teile der Kirche entstanden etwas später. Der imposante spätgotische Chor mit seinen reich verzierten Stützpfeilern und seinen schlanken Spitzbogenfenstern wurde wohl vor 1429 fertiggestellt. Das Langhaus wurde kurz darauf begonnen, aber erst um 1530 vollendet. Der Turm musste aufgrund von Brandschäden mehrfach erneuert werden und erhielt seine heutige Gestalt im Jahre 1719. Er beherbergt eine Türmerwohnung, die heute leider nicht mehr öffentlich zugänglich ist.
Die Kirche wurde auf einer Wasserader gebaut und hat daher ein ständiges Feuchtigkeitsproblem. Nicht zuletzt deshalb ist ihre Erhaltung eine dauerhafte und kostspielige Aufgabe für die Gemeinde.
Im Inneren der Kirche fallen die barocken Einrichtungsstücke ins Auge: Der Hochaltar zeigt im Zentrum Jesus, der vor seiner Gefangennahme im Garten Gethsemane betet. Links und rechts davon sieht man zwei Figuren aus dem Alten Testament: König David auf der Flucht, der von Simei mit Steinen beworfen wird. Das Hauptthema ist die Vergebung: So wie David großmütig seinem Widersacher Simei vergibt, so vergibt Gott durch Christus den Menschen ihre Sünde. Der schwere Taufstein zeigt im Relief Adam und Eva Sinnbild für die der Erlösung durch die Taufe bedürftigen Menschen. Weiterhin sieht man einen Hirsch, der wie es in Psalm 42 heißt, nach frischem Wasser lechzt, so wie der Psalmbeter nach Gott.
Die Kanzel hat ein ähnlich bedeutungsreiches Bildprogramm. Sie wird getragen von Mose, der die Gesetzestafeln hält. Er symbolisiert das Alte Testament als Fundament der Predigt. Um die Kanzel herum sind die vier Evangelisten zu sehen, die für das Evangelium von Jesus Christus als Inhalt der Predigt stehen. Über dem Schalldeckel wölbt sich der Himmel, in dem der auferstandene Christus thront.
Die große dreimanualige Orgel der Marienkirche wurde 1864 von Friedrich Ladegast fertiggestellt. Ladegast, der in Weißenfels seine Werkstatt hatte, baute diese Orgel als Vorführinstrument, an der er seine musikalischen Vorstellungen mit großer Freiheit umsetzen konnte. Bis heute übt dieses Instrument große Anziehungskraft auf Musikkenner in aller Welt aus. Nach einer umfassenden Sanierung durch die Firma Eule aus Bautzen konnte die Ladegast-Orgel im Jahr 2021 neu eingeweiht werden. Sie erklingt nicht nur zu Gottesdiensten, sondern auch regelmäßig zu Konzerten. In den Sommermonaten kann man sie auch jeden Dienstag bei freiem Eintritt zur Mittagsmusik zur Marktzeit hören.
Im Sommer finden in der Marienkirche regelmäßig Gemeindegottesdienste statt. Zudem ist die die Kirche für Festgottesdienste, zum Beispiel zur Konfirmation. Mehrmals wöchentlich ist die Kirche zur Besichtigung und zur stillen Einkehr geöffnet.