„Frohlock­en“ ist ein seltenes und ein selt­sames Wort. Ursprünglich heißt es so viel wie „vor Freude sprin­gen“. Vielle­icht ist es ver­wandt mit dem englis­chen „to frol­ick“, „herum­tollen“. Damit ist es keine ganz genaue Über­set­zung des Hebräis­chen, denn dort ste­ht eher: „vor Freude laut jubeln.“

Dass man auf ein­mal vor Freude laut jubelt oder sog­ar herum­tollt, das ist fast so sel­ten wie das Wort „frohlock­en“ selb­st. Vielle­icht passiert das beim Achter­bah­n­fahren. Oder nach ein­er sehr guten The­ater­vorstel­lung, wenn alle begeis­tert auf­sprin­gen und applaudieren. Oder bei einem Rock­konz­ert, wenn alle laut mitsin­gen und tanzen. Oder beim Sport, wenn die eigene Mannschaft gewin­nt. Momente, in denen man alle Prob­leme ver­gisst und in denen das Leben ein­fach schön ist.

Der Beter des Psalms 63 frohlockt, weil er merkt, dass Gott bei ihm ist und seine Flügel über ihm aus­bre­it­et, sodass er unter ihrem Schat­ten leben kann. Im Psalm erzählt er davon, dass es in seinem Leben längst nicht immer so friedlich ist. Er sagt, dass er viele Feinde hat, die ihm ständig zuset­zen. Er fühlt sich manch­mal so, als ob er durch eine Wüste wan­dern muss, in der er kein Wass­er find­en kann.

In solchen Moment sehnt er sich nach Gott. Und dann merkt er, dass Gott die ganze Zeit schon da ist. Ger­ade in den beson­ders heißen Zeit­en, in denen er es am meis­ten braucht, hält Gott seine Flügel über ihn.

Deshalb frohlockt er. Ich stelle mir vor, wie er ein­fach so, mit­ten im All­t­ag, plöt­zlich in Jubel aus­bricht und dabei vielle­icht sog­ar ein biss­chen herum­tollt. Die Anderen, die das Sehen, sind erschrock­en und fra­gen: „Alles in Ord­nung bei dir?“ — „Ja, alles in Ord­nung“, antwortet er. „Ich musste nur ger­ade an Gott denken.“

Ich gebe zu, wenn ich an Gott denke, breche ich nicht automa­tisch in laut­en Jubel aus. Vielle­icht bin ich nicht so mutig wie der Psalm­beter. Aber manch­mal merke auch ich, dass die Flügel Gottes über mir sind. Dann merke ich, dass das Leben gut ist, mit­ten in allen Gefahren und Wüsten­wan­derun­gen. Und dann ist es Zeit, zumin­d­est heim­lich für mich ein biss­chen zu frohlocken.

Ihr Pfar­rer Patrick Hommel