PROGRAMM
Sonntag, 5.9. – 14.00 Uhr
FESTGOTTESDIENST mit anschließendem ERÖFFNUNGSKONZERT Michael Schönheit (Gewandhaus- und Merseburger Domorganist) und Weißenfelser Kammerchor – Leitung Thomas Piontek
und davor 13.30 Uhr Posaunenchor der ev. Kirche Weißenfels Turmblasmusik auf dem Markt
Mittwoch, 8.9. – 19.30 Uhr
Henri Omieres aus Carcassonne (Frankreich)
J. S. Bach, P. Bruna, L. Vierne, französisch symphonische Orgelmusik
Donnerstag, 9.9. – 19.30 Uhr
Lukas Hasler aus Graz (Österreich)
M. Reger, F. Mendelssohn, R. Schumann, L. van Beethoven
Freitag, 10.9. – 19.30 Uhr
Ruben Johannes Sturm aus Rottenburg am Neckar (Domkantor)
„Die Kunst der Transkription und Improvisation“
Werke von T. Albinoni, E. Grieg, R. Wagner, R. J. Sturm
Samstag, 11.9. – 19.00 Uhr
GROSSE ORGELNACHT
SLIXS (Deutschland), international gefeiertes Vokalensemble mit ihrem Programm „Playgrounds“ von Klassik bis Jazzig-Groovig Samuel Dobernecker aus Köln (Orgel), Joel Jaffe aus Köln (Synthesizer)
„Der Golem“ (1915), eine expressionistische Stummfilm-Vertonung
Sonntag, 12.9. – 15.00 Uhr
Michael Schönheit (Gewandhaus- und Merseburger Domorganist)
spielt im Rahmen der MERSEBURGER ORGELTAGE BACH–Liszt, Werke von J. S. Bach und F. Liszt
und davor 14.30 Uhr „Ensemble 8’ – tiefes Blech“ aus Halle Turmblasmusik auf dem Markt
Jeden Tag 12.00 Uhr ein kostenloses MITTAGSKONZERT und ORGELFÜHRUNGEN mit Kantor Thomas Piontek.
Tickets bei allen Reservix Verkaufsstellen – www.reservix.de
z.B. die Touristeninformation Weißenfels:
www.weissenfelstourist.de, Tel.: 03443–303070
Preise: alle Konzerte 14,- / 8,- €
(außer 11.9.: 20,- / 14,- €)
Festivalpass: 50,- €

Die Ladegastorgel der Weißenfelser St. Marienkirche vor ihrer Wiedereinweihung

Albert Schweitzer schrieb 1958 in einem Brief aus Lambarene an Hans- Günther Wauer: „Ich halte Ladegast für den bedeutendsten Orgelbauer Deutschlands nach Silbermann, dessen Tradition er fortsetzt. Sowohl in technischer wie in klanglicher Hinsicht sind seine Schöpfungen in gewissere Hinsicht einzigartig, weil sie spüren lassen, dass die Orgel eine Seele hat. …Ich bin ein großer Bewunderer von Ladegast. … Meine Meinung geht dahin, die Ladegast- Orgeln, so wie sie sind zu erhalten, ohne etwas daran zu ändern, als Denkmäler einer gediegenen Zeit des deutschen Orgelbaus.“[1]
Vermutlich ist diese Aussage ein bisschen einseitig, aber sie zeigt deutlich den herausragenden Stellenwert Friedrich Ladegasts als Orgelbauer.
Friedrich Ladegast (1818–1905) lebte und arbeitete seit 1846 in Weißenfels. Er schuf mehr als 120 Neu- und Umbauten von Orgeln vor allem im Herzogtum Weißenfels. Er baute Orgeln bis Moskau, Wien und New York. In Mitteldeutschland ist sicher die Merseburger Domorgel die bekannteste.
1864 schuf Friedrich Ladegast eine 3‑manualige Orgel für seine Heimatstadt Weißenfels. Dieses Instrument in der St. Marienkirche zu Weißenfels war sein Referenzinstrument. Verschiedene 8’ Farben erzeugen den so bezaubernden, weichen, typischen Klang von Ladegast. 41 Register umfasst diese Orgel, die so gut aufeinander abgestimmt sind, dass die Orgel in verschiedensten Klangstärken glänzen, durch schärfere Register aber nicht überzeichnet wird. Der Königliche Musikdirektor Ernst Hentschel und der Merseburger Domorganist David Hermann Engeln beurteilen in ihrem Revisionsbericht die fertige Orgel als „Meisterwerk“.
Allerdings gab es damals noch keinen einheitlichen Stimmton oder auch Kammerton. So hatte jeder Orgelbauer seine eigene „Stimmgabel“. Friedrich Ladegast war nicht nur ein hervorragender Orgelbauer, sondern auch ein geschickter Geschäftsmann. Sein Kammerton war auf 446 Herz gestimmt, also etwas höher. Somit war auch die Pfeife etwas kürzer. Er sparte Material, was bei 3000 Pfeifen in der Orgel einiges ausmacht.
1885 beschloss eine internationale Stimmtonkonferenz in Wien den Kammerton a auf 435 Herz festzulegen. Ladegasts Sohn Oskar, der die Werkstatt seines Vaters übernahm und fortführte übertrug diesen Stimmton auf die Orgel in der St. Marienkirche. Da der Stimmton viel tiefer war, setzte er alle Pfeifen einen halben Ton tiefer. Jetzt war der Stimmton aber zu tief, also schnitt er alle Pfeifen etwas ab, bis die Stimmhöhe wieder passte. Seitdem ist die Orgel leider in sich nicht mehr stimmig. Hinzu kamen mit der Zeit, inspiriert durch die angestellten Organisten, verschiedene Umbauten von Registern in der Orgel. Seit 2005 bin ich im Bereich Weißenfels als Kirchenmusiker angestellt und somit für die Weißenfelser Orgel in der St. Marienkirche zuständig. Mit der Zeit kamen immer mehr Mängel an der Orgel zum Vorschein und eine Sanierung wurde dringlich. Um heraus zu finden, welche Stellung die Ladegastorgel einnimmt und in welchem Umfang wir die Orgel sanieren sollten, lud die Gemeinde St. Marien gemeinsam mit dem Ladegastverein der Kirche St. Marien zu Weißenfels zu einem Symposium. Im September 2016 trafen sich Experten in Weißenfels um zu debattieren. Anwesend waren Musikwissenschaftler, Organisten, Orgelbaufirmen und Denkmalpfleger.
Das Ergebnis war, alle waren sich einig, dass diese Orgel ein Instrument von höchster kulturhistorischer Bedeutung ist und unbedingt in den Originalzustand von 1864 mit dem höheren Stimmton zurückversetzt werden sollte. Die Arbeit wurde ausgeschrieben. Mit Zuschüssen von Bundesmitteln, der Landeskirche, des Kirchenkreises und weiteren Spenden war es uns möglich, unsere Orgel zu restaurieren. Nun forscht und baut die Firma Eule aus Bautzen sehr intensiv an unserer Ladegast- Orgel. Wir sind sehr gespannt und in freudiger Erwartung. Vom 5. bis zum 12. September 2021 wird es ein „Orgelfestival zur Wiedereinweihung der Ladegastorgel von 1864“ geben. Schirmherr für unsere Orgel ist der Merseburger Domorganist und Leipziger Gewandhausorganist Michael Schönheit. Ich lade Sie herzlich ein!
Kantor Thomas Piontek
[1] Friedrich Ladegast. Der Orgelbauer von Weißenfels, Hsgb. Walter Ladegast: Weidling Verlag. Stockach-Wahlwies. 1998.